Historischer Wolfshügelturm

Hoch hinaus – der Wolfshügelturm in der Vergangenheit

Nur einen Tag vor der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 sprengten die deutschen Soldaten noch den bekannten Wolfshügelturm in der Dresdner Heide. Erbaut hatte ihn Hans Erlwein. Doch die Geschichte des Turms könnte schon bald weitererzählt werden.

Der Anfang war hölzern. Schon 1886 gab es auf dem Wolfshügel in der Dresdner Heide einen Aussichtsturm. Allerdings war der lediglich ein gut viereinhalb Meter hohes Holzgerüst. Doch Spaziergänger liebten es, von dort oben auf die damals noch vorhandene Heidelandschaft rundherum zu schauen und auf den Alberpark, der zu dieser Zeit gerade entstand. Das Holz jedoch hatte ein großes Problem: Das Baumaterial verwitterte sehr schnell, weshalb immer wieder Instandsetzungsarbeiten notwendig wurden. Doch schon bald wurde das hölzerne Gerüst abgelöst.

Ein massiver Aussichtsturm sollte auf dem Wolfshügel entstehen. Der hat seinen Namen übrigens von einem Wolfsgarten, der sich im 16. Jahrhundert auf dem Areal befand und in dem die Tiere für Hetzjagden gehalten wurden. Nicht nur viereinhalb Meter hoch sollte der neue Turm werden, sondern stattliche 25 Meter groß. Der Rat der Stadt Dresden gab im Jahr 1911 seine Zustimmung zu dem Projekt. Die Leitung für den Bau übernahm Stadtbaurat Hans Erlwein. Zu seinen berühmtesten Bauwerken in Dresden gehören die Gaststätte „Italienische Dörfchen“ am Theaterplatz, der Erlweinspeicher, das heutige Sparkassengebäude am Güntzplatz oder der Artesische Brunnen am Albertplatz. Dessen tempelartigen Rundbau hatte Erlwein 1906 entworfen. Auf diese Form besann er sich wohl auch bei seinen Plänen für den neuen Turm.

Modernes für die Heide

Das Bauwerk wurde zum großen Teil direkt auf dem vorhandenen Felsen gebaut. Der Unterbau, der heute noch zu sehen ist, hatte eine achteckige Grundform. Vier große bogenförmige Zugänge führten in das Sockelbauwerk. Über zwei Treppen gelangten Besucher dorthin. Die Außenseite des Turms bestimmten mehrere Halbsäulen, nach oben führten zwei ineinander liegende Wendeltreppen. Dort befand sich die Aussichtsplattform. Zwölf Säulen trugen darüber die kupfergedeckte Kuppel.

Als Material hatte Erlwein ausschließlich Eisenbeton verwendet, etwa vergleichbar mit dem heutigen Stahlbeton. Damals ein neuartiger Baustoff. Insgesamt kostete der Bau des Turms 42 000 Mark. Am 13. April fand die offizielle Eröffnung statt, obwohl der Wolfshügelturm schon im Oktober 1911 fertig war. Doch für die Feierlichkeiten wollten die Verantwortlichen lieber auf den Frühling warten. Der Turm avancierte schnell zu einem beliebten Ausflugsziel der Dresdner und ihrer Gäste. Auf dem Vorplatz eröffnete wenig später auch ein Ausschank.

Zerstörung in letzter Sekunde

Nur wenige Stunden fehlten, dann wäre das Schicksal des Turms ein anderes gewesen. Einen Tag vor Ende des Zweiten Weltkriegs sprengte die Wehrmacht den Turm am 7. Mai 1945. Das Militär hatte Angst, dass ihn die heranrückenden Sowjettruppen als Beobachtungspunkt nutzen können. Viele Jahrzehnte lang blieben die Überreste unberührt. Erst 1985 wurde das Gelände beräumt. Der Sockelbau steht heute noch, drumherum verteilt finden sich viele weitere Teile des Turms. Seit 1999 ist die Ruine Kulturdenkmal. Nun setzt sich ein neugegründeter Verein dafür ein, dass der Wolfshügelturm wiedererstehen kann.

Die Signale dafür von Seiten der Verwaltung der Stadt Dresden sind positiv. Die Ruine soll jedoch als Kulturdenkmal erhalten bleiben, unabhängig davon, ob der Turm historisch oder modern wiederaufgebaut wird. Finanziert wird der Bau ausschließlich aus Spendengeldern.